Fehelr

© Tory Byrne

… die du vermeiden solltest, wenn du dich gerade als selbstständiger Übersetzer etablieren möchtest.

Dieser Artikel befasst sich mit typischen Fehlern, die Neulinge auf dem Gebiet des freiberuflichen Übersetzens oftmals machen. Einige der häufigsten davon sind die Folgenden:

1. Spezialisierung in allem:
„Hansdampf in allen Gassen“

Du willst nicht, dass man das über dich sagt, wenn du dich gerade als selbstständiger Übersetzer etablieren möchtest. Es wird potenziellen Kunden sehr seltsam vorkommen, wenn sie herausfinden, dass du dich auf Medizin, Technik, Recht und Inneneinrichtung spezialisiert hast! Entscheide du für dich selbst, worin du gut bist, versuche, relevante Erfahrungen in einem Unternehmen zu sammeln oder nimm an einem akkreditierten Kurs teil, um deinen Kunden zu zeigen, dass du dein Fach beherrschst. Füge der Liste deiner Spezialisierungen nicht einfach zehn Fachgebiete hinzu, damit schadest Du deiner Glaubwürdigkeit. Und nur weil du während deines Studiums einmal kurz an einer Supermarktkasse gearbeitet hast, bist du noch lange kein Retail-Experte!

2. Zu niedriger Wort- oder Zeilenpreis

Ein Fehler, den Neulinge auf dem Gebiet des Übersetzens häufig machen: zu wenig berechnen. Wenn ich Übersetzungen vergebe und Bewerbungen potenzieller Kandidaten erhalte, verwerfe ich als erstes jene, die einen sehr niedrigen Wort- oder Zeilenpreis angeben. Dies vermittelt mir den Eindruck, dass der/die Übersetzer/in entweder kein Vertrauen in seine/ihre Fähigkeiten hat (und die Qualität daher vermutlich schlecht sein wird), gerade erst als Übersetzer angefangen und keine Ahnung hat, was er/sie verlangen soll, oder aber über absolut keinen Geschäftssinn verfügt – alles Punkte, die die meisten seriösen Vermittler von Übersetzungen Abstand nehmen lassen (und wir sprechen hier natürlich nicht über jenes untere Segment des Marktes, in das schlechte Qualität und niedrige Wort- oder Zeilenpreise einzuordnen sind). Recherchiere also ordentlich, rechne dir aus, wie viel du verdienen musst, um gut leben zu können und lege anschließend Wort- oder Zeilenpreise fest, aufgrund derer du als professioneller Übersetzer ernst genommen wirst.

3. Keine Marketing- oder Networking-Kenntnisse

Du bist der Meinung, dass Marketing darin besteht, sich eine Website zuzulegen, ein paar Visitenkarten zu verteilen und sich dann zurückzulehnen und zu warten, dass die Arbeit über dir hereinbricht? Diese Einstellung solltest du noch einmal überdenken! In der heutigen Zeit reicht eine Anzeige in den Gelben Seiten leider nicht mehr aus – du solltest sichtbar sein und Kunden dabei unterstützen, dich zu finden. Melde dich bei Twitter oder Facebook an, knüpfe Kontakte mit Kollegen oder Kunden, tragen zu Diskussionen bei und mach dir einen Namen. Beginne damit, einen Blog zu schreiben und nimm an Konferenzen teil, starte eine Google Ads-Kampagne, lass deine Website von einem Experten überarbeiten, der sich mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) auskennt, trete einem Berufsverband bei und besuche Business-Networking-Events in deiner Stadt. Die Möglichkeiten sind schier endlos – nutze sie!

4. Schlechte Kommunikation mit Kunden

Es gibt für einen Kunden nichts Schlimmeres, als Ungewissheit – wirst du diese wichtige Übersetzung rechtzeitig abliefern? Hast du seine letzte E-Mail mit dem aktualisierten Text erhalten? Kannst du die Datei in dem neuen Format öffnen? Deine Kunden sollten sich über diese und ähnliche Dinge keine Sorgen machen müssen. Sie sollten wissen, dass sie sich zu 100 % auf dich verlassen können. Stelle also sicher, dass du mit ihnen kommunizierst. Bestätige den Erhalt von Kunden-E-Mails, die neue Informationen enthalten. Schreibe ihnen hin und wieder eine kurze E-Mail, um sie wissen zu lassen, dass du mit dem großen Projekt, an dem du gerade arbeitest, gut vorankommst und beantworte eingehende E-Mails immer so schnell wie möglich. Deine Kunden werden diesen Seelenfrieden zu schätzen wissen und du wirst so zu deren bevorzugtem Übersetzer, dem sie vertrauen!

5. Nicht „Nein” sagen können

Übersetzer, die erst seit kurzem freiberuflich arbeiten, wissen oftmals noch nicht, worauf sie sich spezialisieren möchten und akzeptieren mit Freude alle Aufträge, die ihnen angeboten werden, nur um Erfahrungen zu sammeln. Die Skala kann von technischen über Modeübersetzungen bis hin zu Hotelwebsites, u.v.m. reichen. Selbst wenn die meisten von uns sich zu Beginn ihrer Karriere dieser Praxis schuldig gemacht haben, ist dies ein großer Fehler. Wenn du dir nicht 100 % sicher bist, dass du einen Text gut übersetzen kannst, nimm ihn nicht an! Wenn du dich auf Marketing spezialisiert hast und ein guter Kunde möchte, dass du einen Vertrag übersetzt, du jedoch kein Experte in Sachen Recht bist, lehne den Auftrag ab! Eine schlechte Übersetzung reicht aus, um deinem Ruf, und somit deinem Geschäft zu schaden. Gehe dieses Risiko nicht ein!

6. Vergessen, sich Referenzen geben zu lassen

Zu Beginn deiner Selbstständigkeit ist Mundpropaganda dein effektivstes Marketinginstrument. Bitte deine Kunden also jedes Mal, wenn du ein Projekt beendet hast, um Feedback, und um die Erlaubnis, dieses Feedback als Empfehlung z. B. auf deiner Website veröffentlichen zu dürfen. Durch Mundpropaganda erhält man für gewöhnlich viele Aufträge und sie kann zu einem weitreichenden (und positiven) Schneeballeffekt führen.

7. Vergessen, sich vor der Annahme eines Auftrags über den jeweiligen Kunden zu informieren

Du findest eine neue Anfrage in deinem E-Mail-Posteingang vor: 15.000 Wörter von MaxMustermann@coldmail.com, ohne weitere Angaben. Sein Auftrag ist dringend, daher verlangst du einen Eilzuschlag von 25 %, den er bereitwillig akzeptiert. In all der Aufregung vergisst du, um die Zusendung der vollständigen Unternehmens- und Kontaktdaten zu bitten. Aber du witterst eine großartige Möglichkeit, deinen ersten großen Auftrag an Land zu ziehen, arbeitest das ganze Wochenende durch und lieferst deine Übersetzung stolz genau rechtzeitig Montag früh um 9 Uhr, zusammen mit deiner Rechnung ab, die du auf seine E-Mail-Adresse ausstellst. Es ist wenig überraschend, dass du nie wieder etwas von Herrn Mustermann hörst. Das Erste was du tun solltest, wenn du eine Anfrage von einem neuen Kunden erhältst, ist sicherzustellen, dass dir dessen gesamte Unternehmens- und Kontaktdaten vorliegen, und vorzugsweise dessen Website-URL, um nachprüfen zu können, ob der Auftraggeber einen seriösen Eindruck macht. Überprüfe anschließend dessen Bonität und vergewissere dich – bevor du einen Auftrag annimmst –, dass du, falls der Kunde sich im Ausland befindet, weist, wie du im Land dessen Firmensitzes dein Geld einfordern kannst, falls er sie nicht bezahlen sollte.

8. Keine Diversifizierung der Einkommensquellen

Du hast das große Los gezogen und hast einen guten Kunden, der dich rund um die Uhr mit Aufträgen versorgt und noch dazu gut zahlt? Hervorragend! Aber was passiert, wenn dieser Kunde morgen Konkurs anmeldet? Hast du noch andere Kunden, mit deren Aufträgen du dich über Wasser halten könntest? Du solltest dich niemals auf nur einen oder zwei Kunden für den Großteil deiner Einkünfte verlassen. Das ist eine äußerst riskante Strategie, die langfristig sehr leicht schief gehen kann. Kunden kommen und gehen, und in Folge dessen sollten niemals mehr als 50 % deiner Einkünfte aus den Aufträgen von nur einem Kunden stammen. Weite deinen Kundenstamm aus und diversifiziere!

9. Vergessen, Geld für das Bezahlen der Steuern zurückzulegen

Du hattest ein großartiges erstes Jahr und bist mit deinem Einkommen zufrieden? Herzlichen Glückwunsch! Um deinen Erfolg zu feiern, hast du dein wohlverdientes Geld in den lange ersehnten Urlaub auf Hawaii investiert und dich selbst mit einem neuen iPad belohnt. Aber hast du daran gedacht, genügend Geld für deinen ersten Steuerbescheid zurückzulegen? Für das erste Geschäftsjahr musst du deine Steuern oftmals rückwirkend begleichen, so dass du nach der Abgabe deiner ersten Steuererklärung möglicherweise eine große Summe auf einmal bezahlen musst. Es ist erstaunlich, wie viele Geschäftsleute kein Geld dafür zur Seite legen und bereits an dieser ersten Hürde scheitern.

10. Zu viel arbeiten

Auch wenn es noch so verlockend ist, Tag und Nacht zu arbeiten, solange Arbeit da ist, achte darauf, dass deine Work-Life-Balance, der Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben, nicht darunter leidet. Stelle sicher, dass du jeden Tag etwas Zeit zum Relaxen und für Aktivitäten einplanst, die nichts mit deiner Arbeit zu tun haben, wie z. B. Sport oder das Lesen eines Buches, da du andernfalls riskierst, dass sehr schnell Erschöpfung Einzug hält.

 
 

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