Was ist ein Übersetzungsplagiat? Was ist eine plagiierte Übersetzung? Wie kann man diese Plagiate vermeiden? Mit diesen Fragen befasst sich der Gastbeitrag von Piotr Snuszka.
Wie werden Plagiate gefunden?
Plagiate werden fast sofort von professionellen Plagiatssoftwares problemlos erkannt, allerdings nur dann, wenn aus Texten in derselben Sprache kopiert wurde. Schwieriger ist es, Plagiate zu finden, bei denen fremdsprachliche Texte übersetzt wurden und die wirklichen Autoren bzw. Quellen nicht genannt wurden.
Viele Übersetzungsplagiate wurden von den Nutzern des Vroniplag aufgedeckt. Sie hatten eigene Methoden entwickelt, diese Plagiate festzustellen. Sie suchen beispielsweise nach Stellen, die nach einer weniger gelungenen Übersetzung aussehen oder den fremdsprachigen Normen z. B. bei Kommasetzung oder anderen Symbolen folgen (es kann sich etwa um unterschiedliche Tausender-/Dezimaltrennzeichen im Deutschen und Englischen handeln). Dann versuchen sie, den Originaltext zu finden. Sie suchen auch nach einer bestimmten Kombination von Quellenreferenzen in anderen Quellen, z. B. wenn sie mehrere englischsprachige Quellen in einem deutschsprachigen Text nacheinander finden.
Wie funktionieren die Plagiatssoftwares?
Die Plagiatssoftwares suchen in verschiedenen Quellen nach Wortgruppen, die Ähnlichkeiten mit dem geprüften Text aufweisen. Bei fremdsprachlichen Texten stützen sie sich auf die Softwares zur maschinellen Übersetzung. Wie diese Softwares wiederum funktionieren, wissen die Übersetzer am besten. Es kann auch deshalb nicht gelingen, die Ähnlichkeiten zu finden, weil man einen Ausgangssatz bekannterweise unterschiedlich in der Zielsprache wiedergeben kann. In seltensten Fällen ist nur eine einzige Übersetzung einer bestimmten Phrase denkbar, daher scheitern die Plagiatssoftwares bei der Aufdeckung von Übersetzungsplagiaten, also Übernahmen von übersetzten Texten, ohne dass der eigentliche Autor genannt wird
Wo gibt es die meisten Plagiate?
Die Schwächen der Plagiatssoftwares nutzen Studenten und Wissenschaftler. Plagiate findet man zwar am häufigsten in wissenschaftlichen Arbeiten, aber sie treten in allen Lebensbereichen auf, z. B. in vielen Posts in Internet. Das Plagiieren ist heute durch die maschinelle Übersetzung einfach geworden, was viele erfolgreich verführt. Die beste Methode, eine wissenschaftliche Arbeit zu plagiieren, ist die sogenannte back translation: die Studenten übersetzen ausgewählte Texte in einer Fremdsprache und lassen diese Texte anschließend zurück in die Ausgangssprache übersetzen. Die Ähnlichkeiten verschwinden, der Text wurde von der Übersetzungssoftware während der doppelten Übersetzung bereits paraphrasiert.
Plagiate von Übersetzern?
Aber auch die Übersetzer können plagiieren, wenn
- sie fremde Texte übersetzen und als eigene Texte herausgeben. In diesem Fall spricht man von einem Übersetzungsplagiat. Dies ist leider bereits mehrmals weltweit passiert, zum Glück ist das strafbar.
- sie bei der Übersetzung bereits von einem anderen Übersetzer übersetzte Stellen nutzen und diese Stellen nicht als fremde Worte kennzeichnen, in diesem Fall spricht man von plagiierten Übersetzungen. Wenn in einem Text, den man übersetzt, ein Zitat aus einem anderen Werk erscheint, z. B. aus „Hamlet“, muss man ihn nicht erneut übersetzen. Der Übersetzer kann eine bereits existierende Übersetzung nutzen, aber muss den Autor der Übersetzung unbedingt nennen.
Prinzipiell werden bei Sekundärquellen häufiger Übersetzungsplagiate als bei Primärquellen gefunden. Aus diesem Grund sollte man auf Sekundärzitate möglichst verzichten.
Fazit
Gegen Übersetzungsplagiate und plagiierte Übersetzungen hilft nur eins: saubere Arbeit mit den benutzten Quellen. Übernimmt man fremde Inhalte, sollte man ohne Ausnahmen immer auf den eigentlichen Autor verweisen, um die rechtlichen Folgen des Plagiierens zu vermeiden.
DVÜD-Gastautor Piotr Snuszka ist Gründer der wissenschaftlichen Agentur BAS Business And Science GmbH, die Unternehmer, Politiker, Hochschulen und Studenten mit Lektoraten, Formatierungen, Plagiatsprüfungen und Contenterstellung unterstützt.
Danke 🙂
LG Scott
Danke!
Soweit ich weiß, kann aktuelle Software Plagiate sogar in übersetzten Texten erkennen. Können Sie eine solche Software empfehlen oder sagen, wo sie zu finden ist?
Nachdem ich mich lange mit dem Problem des Plagiats beschäftigt habe, bin ich mir absolut sicher, dass sich ein solches Problem im Bereich der Übersetzung nicht stellt, da durch die Übersetzung ein neues, schöpferisch eigenständiges Werk entsteht.
Was wäre, wenn wir einige Teile davon ändern und neue Bilder und neue Quellen einfügen würden? das gleiche gilt? oder nicht?
Das ist ein interessantes Thema. Allerdings würde ich in dem Artikel einschränken, dass das vor allem für Literaturübersetzer relevant ist und weniger für die große Mehrheit der Fachübersetzer, die Sachtexte übersetzen. Denn insbesondere „bei der Übersetzung bereits von einem anderen Übersetzer übersetzte Stellen nutzen“ ist dank Translation Memory und CAT-Tools ja gängige Praxis, so auch gewünscht und keinesfalls problematisch im Sinne eines Plagiats.