Foto: Imke Brodersen, 2016

Gläserner Übersetzer im Weltempfang der Frankfurter Buchmesse 2016; leider kein Name vermerkt – das klassische Übersetzerschicksal (Foto: Imke Brodersen)

Für Literaturübersetzer ist die Frankfurter Buchmesse ein heiß geliebter Pflichttermin für den Überblick über die aktuelle Weltliteratur. In der zweiten Oktoberwoche – dieses Jahr vom 10. bis 14. Oktober – versammelt sich hier die internationale Buchbranche. Flankierende Veranstaltungen sind Konferenzen, in denen es um Trends, Zukunftsthemen und den Rechte- und Lizenzhandel geht. Auch an freie Autoren (Indie Publishing/Selfpublishing) ist gedacht.

Fachbesuchertage nutzen

Das zentrale Thema in Frankfurt ist der Lizenzhandel. Die Lektoren aus den Verlagen treffen sich (in einem streng abgeschotteten Bereich) mit Literaturagenten aus aller Herren Länder und verhandeln um die Rechte für bestimmte Werke, die in ihr Programm passen könnten. Natürlich auch um die eigenen Werke, die der Verlag anbieten kann.

Einerseits ist das hilfreich für die übersetzende Zunft (denn immerhin wollen rund 10.000 Titel im Jahr ins Deutsche übersetzt werden; Quelle: uepo.de, 2017). Andererseits kann man sich abschminken, die eigene Lektorin spontan am Verlagsstand vorzufinden. Sie ist schlichtweg unterwegs und normalerweise rund um die Uhr verplant.

Wer sich rechtzeitig in den Zeitplan schmuggelt, kann mit etwas Glück an den Fachbesuchertagen Lektoren aus verschiedenen Verlagen persönlich begegnen. Es tut gut, einem Menschen die Hand zu schütteln, mit dem man sonst nur schreibt oder telefoniert. Und mit noch mehr Glück kommt die Lektorin gerade aus einer erfolgreichen Verhandlung und freut sich, wenn die Übersetzung sofort platziert und terminiert ist – alle glücklich! (Merke: Nie ohne Terminkalender für das Folgejahr auf die Buchmesse fahren.)

Mit dieser Erwartungshaltung sollte man allerdings nicht auf die Messe fahren – für Übersetzer geht es dort in erster Linie um Marktkenntnis, Kontaktpflege und Netzwerken.

Welcher Tag ist der beste?

Für Literaturübersetzer ist natürlich der Tag der beste, an dem die meisten ihrer Lektoren vor Ort sind (und nicht schon auf dem Sprung zum nächsten Termin). Mittwochs ist es noch vergleichsweise ruhig, danach wird die Messe von Tag zu Tag wuseliger. Die Publikumstage am Samstag und Sonntag sind öffentlich und sehr beliebt. Fachbesucher machen um das volle Wochenende eher einen Bogen.

Es lohnt sich, rechtzeitig einen Blick in die Veranstaltungen (einschließlich Lesezelt und Forum) zu werfen. Vielleicht ist jemand vor Ort, den ihr schon immer einmal live erleben wolltet? Immer wieder interessant ist es, im Weltempfang – dem Treffpunkt für die Übersetzer, dieses Jahr in Halle 4.1, B81 – dem „gläsernen Übersetzer“ über die Schulter zu schauen. Die Vorgehensweisen sind sehr unterschiedlich und liefern immer wieder Anregungen für die eigene Arbeit.

In den Vorträgen wird häufig die rechtliche Situation von Publizisten und Übersetzern aus aller Welt angesprochen, denn um die in Deutschland so selbstverständliche Freiheit von Presse und Verlagen wird vielerorts mühsam gerungen. Schwerpunktthema ist in diesem Jahr „Global Citizenship – Demokratie und Engagement“.

Marktentwicklungen beobachten

Die Buchbranche bedient einen weltweiten Markt, nicht nur den deutschen. Und jede Übersetzung muss ihre Leser und Leserinnen finden, sonst kann sich der Verlag die Investition in die Rechte, in Übersetzung, Redaktion, Satz und Cover, Hörbuch- oder eBook-Produktion, die Arbeit hinter den Kulissen und die Vermarktung nicht leisten.

Neben der Belletristik geht es dabei auch um Ratgeber, Fachbücher, Lehrbücher und viele Sondersparten – und überall werden Experten gesucht. Hochinteressant (und immer ein nettes Smalltalk-Thema) ist ein Streifzug durch die Hallen der ausländischen Verlage mit ihren ganz unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Der Pavillon des Ehrengastes (dieses Jahr Georgien) in Ebene 1 über dem Forum wird in der Regel ausgesprochen liebevoll gestaltet und kann ein sehr anregender Ort sein, um sich mit Kolleginnen zu verabreden.

Kollegen treffen

Es gibt Kolleginnen, denen man einmal im Jahr auf der Buchmesse über den Weg läuft – wir ziehen uns magnetisch an und brauchen uns gar nicht abzusprechen. Um sich nicht zu verpassen, empfiehlt sich dennoch die vorherige Verabredung über Messengerdienste und die Social Media ab oder ganz spontan am Messetag.

Du bist dieses Jahr am 10.10. oder 12.10. in Frankfurt auf der Buchmesse? Dann melde dich bei Olga oder Imke über die Social Media oder über Twitter (@InterpretRuDeEn / @germanbooktrans) – vielleicht können wir kurzfristig zusammenkommen. Wenn du mehr über Literaturübersetzungen erfahren willst, lohnt sich das Stöbern in Imkes Blog German-Book-Translator.

 

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