Wie zeige ich meinen Kunden, dass ich der richtige Partner für sie bin?

Wir alle kennen das typische Szenario des digitalen Zeitalters: Ich habe einen Bedarf und – wenn ich nicht schon eine Anlaufstelle habe – frage im Freundes- und Verwandtenkreis nach Empfehlung, und/oder ich öffne im Internet meine Standard-Suchmaschine, vielleicht auch ein spezielles Dienstleistungsportal. Dort tippe ich meine Schlagwörter und gegebenenfalls noch meinen Wohnort ein, um einen Dienstleister für mich zu finden. Dann schnorchele ich über die Ergebnisse, und alles, was nur eine Anschrift und Telefonnummer hat… Tja, das ist direkt zweite Wahl, denn es ist a) nicht mehr zeitgemäß (und wer möchte schon mit einem rückständigen Dienstleister arbeiten?) und b) sehr wahrscheinlich sogar schon veraltet.

Fazit: Man braucht ein aussagekräftiges Profil auf einem Suchportal (oder mehreren!) oder eine eigene Website, damit sich der Kunde einen ersten Eindruck verschaffen kann. Kurzum: deine digitale Bewerbungsmappe.

Nun hat das Digitalformat den großen Vorteil, dass du nicht auf ein Scheckkartenformat wie bei einer Visitenkarte beschränkt bist und du nicht für viel Geld und Aufwand echte Bewerbungsmappen verschicken musst. Du kannst einfach so viele und genau die Inhalte bieten, die du für sinnvoll hältst. Aber was genau möchte der Kunde denn sehen?

Ganz klar: Einerseits deine Expertise in Sprache und Fachgebiet, andererseits deine Soft Skills und Sozialkompetenz.

Dein Webauftritt als Portfolio

Der erste Teil, deine Expertise, ist ziemlich einfach. Ähnlich wie bei einer echten Bewerbungsmappe enthält dein Portfolio neben deinen Arbeitssprachen (ggf. Arbeitsmitteln) und Fachgebieten relevante (!) Infos zu deinem beruflichen Werdegang. Denke dabei bitte an das Prinzip des höchsten Bildungsabschlusses – es ist nicht relevant, wo du zur Grundschule gegangen bist. Das Jahr, der Bildungsträger und der Titel deines Abschlusses sind absolut ausreichend, sofern er deine Expertise zeigt. Ein Abschluss als Koch ist nicht relevant, wenn du Handbücher im Bereich Technik übersetzt. Hast du natürlich einen Abschluss als Mechatroniker:in und dazu noch ein Sprachzertifikat, zeigen sie beide deine Expertise und sollten in deinem Portfolio erscheinen.

Längere Aufenthalte im Ausland zum Spracherwerb und Eintauchen in die Kultur sowie Mitgliedschaften in Fachverbänden (Sprache und Fachgebiete!) sollten erwähnt werden. Auch andere Zertifikate, z.B. für Seminare, oder Experten-Artikel auf Blogs und in der Zeitung können für den Kunden interessant sein, wenn es ihm hilft, deine Expertise besser einzuschätzen. Aber Achtung: Den Kunden mit Informationen zu erschlagen, ist auch nicht Sinn der Sache. Bis zu zwei Referenzen für dein Fachgebiet sind ausreichend, besonders dann, wenn du recht viele Fachgebiete anbietest.

Wenn du länger dabei bist, solltest du natürlich hier auch mal alte Sachen durch aktuellere, ähnliche ersetzen. Wenn du sehr kreativ bist, kannst du dir überlegen, einen eigenen Blog zu veröffentlichen. Der Vorteil daran: Du zeigst, dass du schreiben kannst, du lieferst aktuelle, brauchbare Inhalte (gut fürs Ranking) und du zeigst, dass du etwas von deinem Thema verstehst.

Wenn möglich, solltest du auch deine Motivation darstellen. Warum bist du genau in dieser Sprache bzw. genau auf diesem Fachgebiet zuhause? Da du dich als Person vermarktest, ist eine kleine private Anekdote nicht fehl am Platz.

Wenn du die ersten Aufträge erfolgreich gemeistert und positives Feedback bekommen hast, bitte doch deine Kunden um 2-3 Sätze, die du zusammen mit ihrem Namen und dem Link zu ihrer Firma auf deiner Website präsentieren darfst (Alles, auch Kundenlogos, nur mit Erlaubnis!). Kundenstimmen sind zwar nicht jedermanns Sache, können aber gerade am Anfang genau das richtige sein, um mehr Direktkunden zu gewinnen. Falls dein Name bei einem Projekt erscheint – z.B. bei Literaturübersetzern – kannst du deine Projekte natürlich auf deiner Seite erwähnen bzw. vorstellen.

Bist du dann einmal mit beiden Füßen fest auf dem Boden, solltest du erwähnen, in welchem Jahr du deine Tätigkeit aufgenommen hast, um zu zeigen, wie viele Jahre Berufserfahrung du schon hast.

Soft Skills für Freiberufler

Im zweiten Teil möchtest du deine Soft Skills präsentieren, was deutlich schwieriger ist. Jeder kann von sich behaupten, dass er teamfähig ist, verlässlich, pünktlich, etc. Ob all das wirklich stimmt, findet normalerweise der Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch bzw. der Probezeit heraus. Im Gegensatz zur Bewerbungsmappe können wir diesen Aspekt also nicht einfach aus dem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Szenario in die Welt der freien Dienstleister übernehmen. Wir müssen unsere sozialen Kompetenzen gleich zeigen, damit der Kunde ein gutes Gefühl bekommt, uns einen Auftrag zu erteilen.

Auch hier können Kundenstimmen wieder helfen. Tatsächlich bekommt man hier eher eine Rückmeldung zu seinen sozialen Talenten, weniger zu den Sprachkompetenzen. Fragst du nach Kundenstimmen, vermeide unbedingt, deinen Kunden in irgendeine Richtung zu beeinflussen. Ein Verweis auf Kooperationen für Lektorat oder ergänzende Sprachrichtungen kann sich lohnen, um zu zeigen, dass du zwar Solounternehmerin bist, aber keineswegs allein dastehst.

Auch Zertifikate und Blogartikel spielen an dieser Stelle wieder eine Rolle. Sie zeigen nicht nur deine Fachkompetenz an sich, sondern auch, dass du am Puls in der Branche bist und dich als Dienstleister für die Qualität deiner Arbeit verantwortlich fühlst. Der DVÜD gibt Buttons für Weiterbildungen aus und natürlich kannst du dich bei uns melden, wenn du einen interessanten Artikel für unseren Blog beisteuern möchtest.

Die wahre Geheimwaffe, um deine Arbeitsethik zu zeigen, sind jedoch die Verbandsmitgliedschaften. Durch eine aktive Mitgliedschaft in einem Verband deines Fachgebiets bist du da, wo deine Kunden sind, und weißt so immer, was gerade angesagt und diesen aktuell wichtig ist. Außerdem kannst du persönliche Kontakte knüpfen – immer noch die nachhaltigste Akquise der Welt. Engagierst du dich in einem deiner Verbände – z.B. bei uns im Beirat – beweist du nicht nur Verantwortlichkeit für dich selbst, sondern Teamgeist und eben all die Qualitäten, die man in einem Team braucht und auf die Arbeit- bzw. Auftraggeber besonderen Wert legen.

Kontrolle und Beständigkeit

Frage nach der Erstfassung deines Webauftritts immer wieder einmal andere: “Würdet ihr mich beauftragen?”, “Findet ihr auf Anhieb, was ihr sucht?”, “Fehlt noch etwas?” Das kann unter vier Augen geschehen oder im Rahmen eines Co-Working-Treffens mit vertrauenswürdigen Kollegen. Denk daran, dass Kollegen und Kolleginnen oft andere weiterempfehlen. Dazu wird vielfach die Webadresse genannt.

Zu guter Letzt gehört eine Website regelmäßig aktualisiert. Setze dir einmal im Jahr einen Termin, um deine Website gründlich durchzusehen – Weiterbildungen nennen, neue Kenntnisse oder Projekte angeben, optimale Erreichbarkeit überprüfen. Am besten zu dem Zeitpunkt, wenn du deine Preisliste aktualisierst? Du hast keine Preisliste? Dann erstelle sie gleich heute und aktualisiere sie jedes Jahr- zum Beispiel am Übersetzertag (30. September). Viel Erfolg!

Carolin Veiland (EN/DE) hat einen Bachelor-Abschluss aus Germersheim als Übersetzerin. Als Schatzmeisterin beim DVÜD richtet sie ihr Auge akribisch aufs Detail und ist immer auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten, die ihr die Arbeit vereinfachen. Außerdem unterrichtet sie seit Jahren Englisch.

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