Agenturen verlangen von neu zu listenden Freiberuflern gerne Probeübersetzungen, oft auch noch kostenlos. Während einerseits dieses Ansinnen aus Sicht des Auftraggebers durchaus sinnvoll erscheint, dürfte es in der Praxis wohl niemandem wirklich nützen. Aber es gibt nicht nur die Sichtweise des Auftraggebers, sondern auch die Sichtweise des Auftragnehmers, die sich in dieser Angelegenheit diametral gegenüberstehen. Und was ist mit der Sichtweise des Endkunden? Doch beginnen wir mit dem Standpunkt des Auftraggebers. Was will dieser erreichen? Bei dieser Gelegenheit werden wir auch direkt darauf eingehen, ob das jeweilige Ziel tatsächlich erreichbar ist oder nicht.
Risikominimierung
Das gesamte Thema Probeübersetzung steht unter dem Aspekt der Risikominimierung. Das heißt, jeder Auftraggeber ist auf der Suche nach dem besten Auftragnehmer. Natürlich gibt es nicht den objektiv besten, sondern nur den für eine bestimmte Aufgabe subjektiv besten Auftragnehmer. Mit einer Probeübersetzung soll nun eine Vorauswahl getroffen werden, um z. B. Reklamationen zu vermeiden. Denn jeder Aufwand, der über Auftragsvergabe, Lieferung, Prüfung, Akzeptanz hinausgeht, kostet unbestreitbar Geld. Ebenso gibt es im Zuge des globalen Wettbewerbs sicherlich auch Menschen, die sich für Übersetzer halten, die aber die hohen Anforderungen an diesen Beruf nicht einmal im Ansatz erfüllen. Hier gilt es sicherlich, das Risiko so weit wie möglich zu minimieren, indem man sich wirklich nur qualifizierte Übersetzer an Bord holt. Aber gehört nicht ein gewisses Risiko auch gerade zum Unternehmertum dazu? Ist nicht die wirtschaftliche Zukunft all derjenigen, die nicht in der Lage sind, ein gewisses Risiko abzufedern, fragwürdig? Und was ist mit den sogenannten Opportunitätskosten? Setzt sich derjenige, der im Rahmen des Risikominimierungsprozesses einen potentiellen neuen Übersetzer aussortiert, nicht dem Risiko aus, genau diesen Übersetzer eines Tages zu brauchen, weil dieser Übersetzer genau der richtige für ein bestimmtes Projekt wäre?
Qualitätssicherung
Der zweite Aspekt ist sicherlich die Qualitätssicherung, d. h. anhand der Probeübersetzung sollen bestimmte Qualitätsmerkmale des potentiellen neuen Übersetzers geprüft werden. Doch genau diese Qualitätsmerkmale sind im Rahmen einer Probeübersetzung nicht wirklich sicher zu überprüfen. Zwar mag es Kollegen geben, denen die Qualitätssicherung hinsichtlich Grammatik, Orthografie und Zeichensetzung schwerfällt, aber wir Übersetzer sind auch nur Menschen und Menschen machen Fehler. Diese Fehler können viele Ursachen haben. Aber was macht Homo Sapiens Translatoris in dem Bewusstsein, dass es sich um eine Probearbeit handelt, die darüber entscheidet, ob er Aufträge bekommt oder nicht? Genau, er gibt sich besondere Mühe, feilt hier, schleift da, recherchiert dieses, korrigiert jenes. Das Ergebnis dürfte daher in vielen Fällen wenig repräsentativ für die tatsächliche Arbeit des Kandidaten sein.
Korrekte Übersetzung und Stil
Über die Grammatik, Orthografie und Zeichensetzung hinaus gibt es natürlich auch objektive Fälle, in denen eine Übersetzung tatsächlich falsch ist. Aber genauso gibt es oft auch mehrere Möglichkeiten einer Übersetzung. Für den einen ist diese Übersetzung korrekt, für den anderen jene. Das heißt, in vielen Fällen liegt es im Auge des Lesers, ob eine Übersetzung korrekt ist oder nicht. Ein Übersetzer kann nicht vorhersehen, was sein Leser als korrekt empfindet und was nicht. Er kann nur beurteilen, was er als korrekt empfindet und nur das kann er auch schreiben.
Ähnlich verhält es sich mit dem Stil eines Textes. Schreibstile gibt es so viele, wie es Schreiber gibt. Natürlich gibt es für bestimmte Textarten bevorzugte Stile (siehe z. B. juristische Texte oder aber Bedienungsanleitungen), aber diese Vorgaben werden immer mehr aufgeweicht. Und für viele andere Textarten gelten gar keine Vorgaben. Hier liegt der richtige Stil wieder im Auge des Lesers und ist damit sehr individuell. Das heißt, die Beurteilung des richtigen Stils liegt einerseits in der Frage, ob es für eine bestimmte Textsorte eine Stilvorgabe gibt, viel mehr aber noch, ob der geschriebene Stil den Vorlieben des Lesers entspricht. Das heißt, der Prüfer einer Probeübersetzung steckt hier in einer Zwickmühle. Entweder er beurteilt nach seinen Vorlieben und läuft damit Gefahr, die Vorlieben des Kunden nicht zu treffen, oder er muss über beinahe hellseherische Fähigkeiten verfügen, um zu antizipieren, welcher Kunde jetzt welche Übersetzung und welchen Stil bevorzugen könnten oder er muss jeden einzelnen Kunden unheimlich gut kennen. Eine äußerst schwierige Aufgabe.
Termintreue
Gerne werden auch für Probeübersetzungen bereits Fristen gesetzt, weil Termintreue in unserer Branche schon sehr wichtig ist. Auf diese Weise soll getestet werden, wie der potentielle neue Übersetzer mit Termindruck umgeht. Doch auch hier gilt: Der Übersetzer, der sich neue Aufträge verspricht, wird sich jede erdenkliche Mühe geben, den Termin einzuhalten. Eine Aussagekraft für das künftige Verhalten besteht auch in diesem Fall so gut wie gar nicht.
Beurteilung der Fähigkeiten des Übersetzers
Ein Projektmanager oder Human Resources Manager möchte die in jahrelanger Ausbildung und jahre- oder gar jahrzehntelanger Erfahrung erworbenen Fähigkeiten eines Übersetzers anhand eines willkürlich ausgewählten, nur wenige hundert Wörter langen Textes beurteilen. Die Sinnhaftigkeit dieses Ansinnens entspricht in etwa dem, von einem Schreiner zu verlangen, von einer Latte ein Stück abzusägen und daraus erkennen zu wollen, ob er einen Schrank bauen kann.
Kostenminimierung durch kostenlose Probeübersetzung
Die Logik, warum Agenturen Probeübersetzungen nur sehr ungerne bezahlen möchten, ist recht simpel und nachvollziehbar. Diesen Kosten stehen nur sehr selten direkte Erträge gegenüber. Wenn es keine Rechnung gibt, fallen keine Kosten an, die den Gewinn senken könnten. Dementsprechend wirken kostenlose Probeübersetzungen auch nicht steuersenkend. Allerdings können die eingesparten Kosten gegen die Steuerlast gerechnet werden, wodurch ein Gewinn entsteht. Daher argumentieren Auftraggeber gerne auch mal mit Kosten für die Prüfung einer Probeübersetzung. Dieser Aufwand ist für uns nicht nachprüfbar, kann aber durchaus in einem Bereich zwischen „Null = Ablage ohne weitere Betrachtung, Hauptsache die Formalie ist erfüllt“ bis hin zu „sehr relevanter Aufwand“ gehen. Angesichts vieler hundert Bewerbungen, die eine Agentur jedes Jahr bekommt, ist es aber schon legitim, anzunehmen, dass die Prüfung innerhalb weniger Minuten abgeschlossen ist.
Gehen wir jetzt mal zur Warte des Übersetzers über
Probearbeiten – üblich oder nicht?
In welcher anderen Branche sind Probearbeiten üblich? Kann ich einen Handwerker, einen Ingenieur, einen Anwalt, einen Arzt bitten, mir eine Probe seiner Arbeit zu liefern? Nein? Also warum gerade beim Übersetzer?
Hat ein Übersetzer sowas nötig?
Ein qualifizierter Übersetzer hat eine jahrelange Ausbildung durchlaufen, so mancher hat sogar in einem jahrelangen Studium ein Diplom, einen Bachelor, einen Master erworben. Hinzu kommt eine jahre- oder jahrzehntelange Erfahrung. Muss der Übersetzer seine Qualifikation da noch in irgendeiner Form nachweisen? Muss sich ein in dieser Weise qualifizierter Übersetzer noch der Beurteilung seiner Qualifikation einem Menschen unterwerfen, von dem er selbst die Qualifikation zur Beurteilung der Qualifikation gar nicht kennt? Anders ausgedrückt: Wäre es nicht sinnvoll, wenn der Beurteilende dem Beurteilten erstmal die eigene Qualifikation nachweist?
Kann sich der Übersetzer eine kostenlose Probeübersetzung leisten?
Ein vorrangiges Ziel der Arbeit eines Selbstständigen ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, mit anderen Worten, er will Gewinn erwirtschaften. Manchmal sind auch Investitionen nötig, um später Gewinne zu erzielen. Insofern kann eine kostenlose Probeübersetzung als Investition betrachtet werden. Das Ganze hat nur einen Haken: Da es keinen Beleg (vulgo: keine Rechnung) über diese Investition gibt, kann sie nicht in die Kosten einfließen und wirkt somit nicht steuersenkend. D. h. eine kostenlose Probeübersetzung ist nicht nur ein Verlust an Einnahmen, sondern auch noch ein Verlust an Steuern. Der Übersetzer wird also für eine kostenlose Probeübersetzung gleich zwei Mal zur Kasse gebeten.
Welches Risiko trägt der Übersetzer noch?
Da ist einmal der Aufwand, den der Übersetzer betreibt, um bei der Agentur gelistet zu werden. Allein das Ausfüllen von Formularen zur Qualifikation, entweder im MS-Office-Format oder auch online, sowie das Lesen und Verstehen der Einkaufsbedingungen kann schon mal eine Stunde oder länger dauern. Dazu kommt dann noch der Aufwand für die Probeübersetzung. Dieser Aufwand bleibt das alleinige Risiko des Übersetzers durch Verlust an Einnahmen und Steuern, denn es gibt keinerlei Garantie, dass selbst auf eine bestandene Probeübersetzung dann auch tatsächlich Aufträge folgen.
Viele Übersetzer führen gern das Risiko an, dass sich Agenturen auf dem Wege kostenloser Probeübersetzungen kostenlose Dienstleistungen einkaufen könnten. Natürlich mag es schwarze Schafe auf dem Markt geben. Bei genauerer Betrachtung ist dieses Risiko aber eher gering. Zum einen ist der damit erzielbare Umsatz einfach viel zu niedrig. Eine kleine Beispielrechnung: 1 000 Bewerber pro Jahr, 250 Wörter pro Probeübersetzung, 10 ct pro Wort im Verkauf = 25.000 Euro Umsatz. Das ist für ein etabliertes Unternehmen vielleicht ein ganz nettes Zubrot, sollte aber bei ebensolchen Unternehmen nur einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz ausmachen. Ganz abgesehen davon dürfte bei Agenturen, die es tatsächlich nötig hätten, so zu arbeiten, weder die Zahl von 1 000 Bewerbern noch der Preis von 10 ct pro Wort erreicht werden. Für größere Projekte ist diese Vorgehensweise sogar äußerst ungeeignet, da abschließend alle Probeübersetzungen zusammengeführt und durch ein ausgiebiges Lektorat abgeglichen werden müssen. Jeder Übersetzer weiß, dass das schon bei zwei bis drei Übersetzern schwierig sein kann, um wie viel schwieriger ist es dann erst bei vielleicht zwanzig oder dreißig! Wird dieser Prozess zwecks Einsparung von Kosten weggelassen, stellt der Kunde sehr schnell eine mindere Qualität fest und erteilt keine weiteren Aufträge.
Das letzte Risiko, das dem Übersetzer bleibt, ist die Frage nach dem Zahlungsverhalten des Auftraggebers, denn egal wie aufwändig das Aufnahmeprozedere ist, garantiert es dem Übersetzer nicht, dass die Zahlung seiner Rechnungen pünktlich erfolgt.
Fazit
Bei Betrachtung des Vorgenannten ergibt sich eigentlich, dass eine Probeübersetzung der Agentur nicht nutzt und dem Übersetzer in seiner unternehmerischen Tätigkeit sogar schadet. Solange aber Agenturen die Praxis von Probeübersetzungen aufrechterhalten, wird dem Übersetzer wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Probeübersetzungen zu liefern, da sonst in der Regel der Listungsprozess an diesem Punkt abgebrochen wird. Würden sich andererseits mehr Übersetzer weigern, Probeübersetzungen abzuliefern, wäre dieses Thema bald keines mehr.
Vielleicht könnten Übersetzer bei der nächsten Bitte um eine Probeübersetzung ohne Gegenleistung auch einfach mal statt der Bezahlung der Probeübersetzung die Überweisung einer Summe X ohne Gegenleistung erbitten. So hat der Auftraggeber die Möglichkeit, die Qualität des Übersetzers unverbindlich zu testen und der Übersetzer kann ebenso unverbindlich das Zahlungsverhalten testen.
Natürlich bleibt für eine Agentur immer ein Risiko erhalten, aber dieses Risiko bleibt, egal ob der Übersetzer eine Probeübersetzung liefert oder nicht. Allerdings birgt jede Geschäftsbeziehung immer ein gewisses Risiko. Doch in einer Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe sind diese Risiken immer einigermaßen gleichmäßig verteilt und nicht überwiegend auf den Schultern einer Partei. Ebenso basiert eine Geschäftsbeziehung immer auch auf gegenseitigem Vertrauen. Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, gebe ich gleichermaßen zurück, ich erwarte aber auch, dass das Vertrauen, das ich jemandem entgegenbringe, auch mir zurückgegeben wird. So entsteht eine Geschäftsbeziehung, von der alle Seiten noch auf Jahre hinaus profitieren können.
Danke für die sehr interessante Besprechung der Probleme bei Übersetzungen! Die Praxis der Probeübersetzungen war mir bisher nicht bekannt. Wenn auch die Unlösbarkeit der Problematik deutlich zu sein scheint, ist es doch nachvollziehbar, dass Arbeitgeber sich Kriterien wünschen, nach denen sie große Mengen an Bewerbern einschätzen wollen. Eine Garantie bieten schließlich auch die im Arbeitsleben etablierten Bewerbungsgespräche nicht. Es geht da wohl eher um Wahrscheinlichkeiten. Stehen Übersetzungsbüros vor der gleichen Situation wie selbständige Übersetzer?
Super Beitrag, vielen Dank! Ich habe mit meiner Frau auch schon über das Thema Übersetzungsdienst gesprochen, da wir es beide sehr interessant finden.
Wir sind Studierende des Studiengangs Übersetzen Chinesisch an der Hochschule für Angewandte Sprachen des SDI München. Im Rahmen unsere Unterrichts haben wir Ihren Text „Der Übersetzer als Unternehmer – Wem nützen Probeübersetzungen“ gelesen und unter Anleitung unserer Dozentin, Julia Buddeberg, darüber diskutiert. Wir freuen uns sehr, dass Sie den Probeübersetzungen, von denen auch aus unserer eigenen Erfahrung Übersetzer häufig betroffen werden, Aufmerksamkeit geschenkt haben. Dass Sie sich wie wir mit Deutsch-Chinesischen Übersetzungen beschäftigen, war für uns besonders interessant. Insofern würden wir gerne unsere Meinungen und Erfahrungen miteinander austauschen. Die folgenden Punkte sind eine Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Diskussion, die zum Teil auf Ihrem Artikel, zum Teil auf unseren eigenen Erfahrungen basiert.
Thema Qualitätssicherung
Auch aus unserer eigenen Erfahrung investiert man mehr Zeit in Recherche und Qualitätssicherung für Probeübersetzungen, wenn dadurch über eine Auftragsvergabe entschieden wird. Oft werden Probeübersetzungen in China von hochqualifizierten Übersetzern ausgeführt, wohingegen dann der eigentliche Übersetzungsauftrag teilweise sogar maschinell übersetzt wird, was zu starken Qualitätsabweichungen führt. Ein weiterer Aspekt ist die Verwendung von Probeübersetzungen ohne Rücksprache oder Bezahlung. Uns ist es schon passiert, dass Probeübersetzungen ohne Bezahlung und Genehmigung des Übersetzers einfach verwendet wurden. Die Agentur kann so natürlich Kosten sparen.
Korrekte Übersetzung und Stil
Könnten Sie Beispiele für Übersetzungen, die dem einen korrekt erscheinen, dem anderen nicht, nennen (für uns scheint das eher in der literarischen als in der Fachübersetzung der Fall zu sein)? Und könnte der Übersetzungsstil bei Gebrauchstexten nicht durch einen – wenn auch fiktiven – Übersetzungsauftrag seitens der Agentur objektiviert werden?
Praxis bei Beurteilung von Probeübersetzungen
Eine der Studierenden hat die Erfahrung gemacht, dass sie als Angestellte die Probeübersetzungen, die ja „nur eine Seite lang sind“ und „schnell gelesen werden können“ in ihrer Freizeit lesen muss ohne dafür extra bezahlt zu werden. So spart sich die Agentur auch noch die indirekt für die Probeübersetzungen anfallenden Kosten.
Hat ein Übersetzer so etwas nötig?
Wir finden, wenn der Übersetzer seine Qualifikation und Referenzen nachweisen kann, sollte das als Qualitätsnachweis genügen und keine Probeübersetzung notwendig werden. Allerdings gibt es gerade im chinesisch-deutschen Sprachbereich auch viele unqualifizierte Übersetzer, z.B. Studenten, die ihre Fähigkeit ggf. durch Probeübersetzungen nachweisen müssen.
Wir freuen uns sehr, dass Ihr Artikel eine so rege Diskussion bei uns angestoßen hat und wir unsere Ansichten und Argumente mit Ihnen teilen konntenNatürlich würden wir uns auch über ein Feedback Ihrerseits freuen.
Mit den besten Grüßen aus München,
7. Semester des Studiengangs Übersetzen Chinesisch
羅德曼先生您好,
我們是慕尼黑應用語言大學中德翻譯系的學生。我們讀了您在自由譯者及口譯員協會網站上所發表的文章〈譯者作為企業家─試譯讓誰受益?〉,在老師布德柏格女士的帶領下對此進行討論。試譯是很多譯者都會遇到的情況,我們很高興您能關注這個議題。中文和德語也是您從事的語種,我們若能彼此在經驗和想法方面有所交流,會是一樁美事。下列幾點為我們在課堂上,以自身經驗出發所討論出的結果和對您文章的所作出的反饋:
確保品質
根據我們的經驗,譯者在做試譯時,花在找資料以及確保翻譯品質的時間是更多的,因為試譯的結果對於是否能接到翻譯委託有決定性的影響。除此之外,在中國很多試譯是出於資深翻譯之手,而接到翻譯委託之後,真正的翻譯則甚至直接用翻譯軟體來進行翻譯,因此前後的品質差異很大。另一個問題是試譯的使用,試譯的譯文經常在無償且未經過譯者的同意下被使用,翻譯社也藉此節省成本。
正確的翻譯和文章風格
您可以舉例說明有哪些翻譯「有人認為正確,而有人覺得不正確」嗎?難道不能透過翻譯社對譯文的任務作規範,而使應用文的風格更客觀嗎?
實務上,挑選試譯時,專職譯者因為「那只有一頁」、「可以很快看完」就無償利用自己的時間來做這件事,翻譯社又可藉此節省試譯的成本。
譯者是否有必要進行試譯?
若譯者能出具其譯者證照或是相關證明保證翻譯質量,就沒有必要進行試譯。然而偏偏中國中德翻譯界有很多沒證照的譯者,譬如學生,他們必須透過試譯來證明自己的翻譯能力。
我們很高興能與您分享我們的經驗和想法,若我們也能收到您的回應,那就更棒了!先向您表達謝意了。
祝好!
中德翻譯系第七學期全體學生
Die meisten Erfahrungen als Übersetzerin sind positiv. Jedoch ist äußerste Vorsicht auf Übersetzungsportalen geboten, wenn jemand Probeübersetzungen wünscht.
Der dreisteste Fall, den ich erlebt habe:
Auf einem Übersetzungsportal mit gutem Ruf fand ich einen Übersetzungsauftrag zur Ausschreibung:
3000 Wörter – Probeübersetzung 300 Wörter
Es wurden 10 Angebote abgegeben.
Wenn jeder der Übersetzer 300 Wörter übersetzt, dann hat der Auftraggeber seine Übersetzung kostenlos. Und dies ist kein Einzelfall, sondern kommt regelmäßig vor.
Die Übersetzungsagentur als Dienstleister – Grundsätzlich auf Probeübersetzungen verzichten?
Übersetzungsagenturen leiden unter einem schlechten Ruf. Teilweise wird schon im Studium vor diesen „Ausbeutern“ wie vorm bösen Wolf gewarnt. Das bekannte Phänomen, dass schlechte Übersetzungen und Übersetzungsfehler in der Öffentlichkeit alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und skrupellosen Übersetzungsagenturen zugeschreiben werden, während gute Übersetzungen meist gar nicht als Übersetzungen wahrgenommen werden, dürfte unter Übersetzern selbst eigentlich nicht verbreitet sein. Und dennoch! Zahlreiche freiberufliche Übersetzer stehen radikal auf Kriegsfuß mit Übersetzungsagenturen. Die künstliche Polarisierung zwischen den aufrichtigen Freiberuflern und den anrüchigen Agenturen schadet der gesamten Branche.
Immer wieder liest man Artikel aus der Sicht aufgebrachter Freiberufler. Tatsächlich empfinden manche Bewerber bereits die Frage, ob sie bereit wären eine kostenlose Probeübersetzung von knapp 300 Wörtern anzufertigen, als Zumutung. Nun möchte ich als Antwort auf den Artikel „Der Übersetzer als Unternehmer – Wem nützen Probeübersetzungen?“ die Sicht einer Agentur darstellen.
Die informationstechnischen Fortschritte und die fortschreitende Globalisierung der letzten zwei Jahrzehnte haben die Übersetzungsbranche – sicher noch stärker als viele andere Branchen – komplett revolutioniert. Statt auf Papier wird nun in editierbaren Dateien gearbeitet, die in Sekundenschnelle vom Auftraggeber in China an die Agentur in Deutschland, den Projektleiter in Frankreich, den Lektor in den USA und schließlich an die Tochtergesellschaft in Südafrika gesendet werden können. Als internationale Übersetzungsagentur gehören komplexe Arbeitsabläufe, außergewöhnliche Dateiformate und Zeitdruck bei uns zum Tagesgeschäft. Es darf auch nicht übersehen werden, dass es meistens nicht nur um die Übersetzung in eine einzelne Zielsprache geht; unsere Kunden benötigen häufig 4, 10 oder gar über 20 verschiedene Sprachen. Die Rolle des Sprachdienstleisters ist keinesfalls die einer Institution, die schamlos ihre Vorherrschaft zur Ausbeutung des unmündigen Übersetzervolks nutzt und letztlich lediglich die Arbeit anderer weiterleitet. Viel mehr wird uns von unseren Kunden ein Höchstmaß an Flexibilitäts-, Service- und Beratungsbereitschaft abverlangt. Eine gute und stabile Zusammenarbeit mit spezialisierten und kompetenten Freiberuflern ist somit für uns unumgänglich. Stetig verteidigen wir unsere Branche, erklären unseren Auftraggebern, dass nicht alles einfach mal schnell kostengünstig perfekt übersetzt werden kann und ziehen damit doch eigentlich am selben Strang wie die freiberuflichen Übersetzer.
Risikominimierung
Ständig sind wir auf der Suche nach qualifizierten Fachübersetzern, täglich erhalten wir Bewerbungen (darunter leider auch immer häufiger gestohlenen Lebensläufen von sogenannten „Scammern“). Wir sehen uns die Unterlagen durch und können recht schnell eine erste Auswahl treffen. Und wie sollen wir dann vorgehen? Einfach einen Bewerber aussuchen, ihn für ein Projekt beauftragen und vielleicht im Nachhinein zähneknirschend feststellen, dass die Übersetzung trotz Diplome und Erfahrung deutliche Qualitätsmängel aufweist, deren Behebung uns sowohl vom Budget her als auch zeitlich unter starken Druck setzt? Manche Übersetzer bieten von sich aus eine kostenlose Probeübersetzung an und die Erfahrung zeigt uns, dass diese Probeübersetzungen durchaus hilfreich sind. Sie verhindern so manche schlechte Überraschung, einfach da es trotz sorgfältiger Auswahl immer wieder dazu kommt, dass Probeübersetzungen mangelhaft ausfallen, mit deutlicher Verspätung oder sogar überhaupt nicht eintreffen. Also ja, Probeübersetzungen bringen uns eine Risikominimierung. Dies ist allerdings nicht einer besonderen Risikoscheu unsererseits zuzuschreiben. Im Gegenteil das Risiko bleibt auf dem Gebiet der Übersetzungen trotzdem sehr hoch. Natürlich kommt es durchaus vor, dass auch ein sehr guter Übersetzer uns aus verschiedenen Gründen mal eine weniger sorgfältige Übersetzung liefert als gewöhnlich.
Qualitätssicherung, korrekte Übersetzung und Stil, Beurteilung der Fähigkeiten des Übersetzers
Unsere Lektoren prüfen und korrigieren tagtäglich Texte und erlangen dadurch die Fähigkeit bestimmte Qualitätsmerkmale sehr schnell zu erkennen und Übersetzer einzustufen. Gewiss gib es auf diesem Gebiet viel Subjektives, aber in vielen Punkten sind sich auch mehrere Lektoren völlig einig. Seien es Rechtschreib-, Typographie- oder Terminologie Fehler, Verständnisfehler des Ausgangstexts, eine Übersetzung die völlig am Ausgangstext kleben bleibt oder im Gegenteil phantasievolles Hinzudichten: Das Lektorat der Probeübersetzung gibt dem geschulten Leser Hinweise über die Stärken und Schwächen des Übersetzers. Natürlich kann es auch sein, dass die Probeübersetzung mit einer besonderen Sorgfalt bearbeitet wird, oder noch weitere Personen zur Hilfe hinzugezogen werden, die im Alltagsgeschäft allerdings nicht zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Probeübersetzung deutlich schlechter ausfällt als die zukünftige Arbeit wodurch Argumente für eine weitere Auslese offensichtlich werden. Um das Bild des Schreiners aufzugreifen: Neben dem Schreiner, der die Latte zügig und sauber an der richtigen Stelle zersägt, wird es auch Schreiner geben, die schon bei dieser Aufgabe Schwierigkeiten haben, unsauber oder ungenau arbeiten oder gar anstelle der Latte ihren Fuß durchsägen.
Termintreue
Terminreue ist unseren Kunden und demzufolge auch uns sehr wichtig. Wenn es darum geht ein Übersetzungsprojekt mit einer Vielzahl von Zielsprachen zu koordinieren, mit Übersetzung, Lektorat, Satz und finaler Prüfung, unterschiedlichen Dateiformaten, einer knappen Lieferfrist, weil der Kunde die fertigen Unterlagen für eine bestimmte Messe, die ihm endlich die entscheidenden Aufträge bescheren soll, unbedingt pünktlich benötigt, ist jede Verzögerung störend. Manche Übersetzungen werden in der Tat zu einem ganz bestimmten Termin benötigt und sind etwas später völlig wertlos. Nun gibt es teilweise sehr gute Übersetzer deren einzige wesentliche Schwäche es ist, nie pünktlich zu liefern. Jeder annähernde Hinweis über die Pünktlichkeit eines Übersetzers ist somit äußerst sinnvoll.
Kostenminimierung durch kostenlose Probeübersetzung
Zum Glück gibt es immer weniger Übersetzer die das Vieraugenprinzip prinzipiell in Frage stellen. Ob es nun ein erster kleiner Auftrag oder eine Probeübersetzung ist, selbstverständlich werden die ersten Lieferungen eines Übersetzers immer besonders intensiv geprüft. Die eigentliche Frage ist also lediglich ob es sinnvoller, angemessener oder gerechter ist wenn die Übersetzungsagentur oder der freiberufliche Übersetzer die Kosten der Probeübersetzung trägt. Und hier verhält es sich in der Regel recht einfach: Wenn der Übersetzer als Bewerber auf die Agentur zukommt ist das Anbieten einer kostenlosen Probeübersetzung ein Argument für ihn. Wenn eine Agentur hingegen verzweifelt auf der Suche nach einem hochspezialisierten Fachübersetzer in einer seltenen Sprachkombination ist, dann gestaltet sich die Bewerbung bzw. Verhandlung vielleicht etwas anders. (So hat sich bisher zum Beispiel noch selten ein Facharzt spontan bei mir beworben um mich zu behandeln, um dieses Beispiel aufzugreifen). Der alte Hase punktet vielleicht mit seinem Lebenslauf, Referenzen und dem nötigen Selbstbewusstsein; ein Berufseinsteiger hingegen kann hier nur auf seine Leistungsbereitschaft setzten. Es ist übrigens äußerst interessant verschiedene Übersetzungen des gleichen Probetexts zu vergleichen. Diese Gelegenheit bietet sich in der Regel nicht im Alltagsgeschäft, dabei ist ein solcher Vergleich – die Übersetzung desselben Texts unter denselben Bedingungen – doch wohl die gerechteste Methode die Kompetenz verschiedener Übersetzer zu vergleichen. Ist dies nicht auch im Interesse der Übersetzer? Oder soll es reichen ein Diplom und ein paar schöne Referenzen vorweisen zu können um ein für alle Mal als sämtlichen Neulingen überlegen zu gelten?
Fazit
Erfahrungsgemäß sind Probeübersetzungen für unsere Tätigkeit sehr sinnvoll. Wenn ich ein Parfüm kaufen möchte werde ich vorher selbstverständlich auf Wunsch mit verschiedenen eingesprüht. Selbst wenn ich eine Matratze kaufe darf ich vorher probeliegen. Möchte ich mich bei einer Staatsoper als Sänger bewerben, muss ich auch vorsingen und darf nicht einfach meine letzte CD mitbringen. Aber natürlich sind diese Vergleiche allesamt Quatsch. Was wann, wie und wo üblich ist, entwickelt sich häufig recht willkürlich. Wenn ich mich bei einem Unternehmen für einen Job bewerbe werde ich zu einem Termin eingeladen. Fahrtkosten werden mir vielleicht erstattet, aber keine Entschädigung für die investierte Zeit (Vorbereitung, An- und Abreise, Termin selbst), vielleicht darf ich sogar einen Test machen („Wie bitte, Sie möchten einen Intelligenztest von mir? Sehe ich etwa nicht klug genug aus?“). Zum Vergleich: Eine Probeübersetzung von maximal 300 Wörtern sollte in der Regel nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen und nur bei einer zeitlichen Begrenzung kann das Ergebnis auch einem zeitlichen Rahmen zugeordnet werden.
Letztlich steht es natürlich dem jeweiligen Bewerber frei eine Probeübersetzung anzubieten oder nicht. Wenn eine Bewerbung wirklich sehr überzeugend ist und besonders gut auf ein gesuchtes Profil passt, ist eine Agentur selbstverständlich auch bereit diese Kosten selbst zu tragen. Es gibt hier schließlich einen Markt, bei dem nicht immer die Agenturen am längeren Hebel sitzen. Aber bitte, Übersetzer die von sich aus eine kostenlose Probeübersetzung anbieten, sollte man nicht als unfair darstellen. So wie man auch Übersetzungsagenturen nicht aus Prinzip verteufeln sollte. Wenn ein Übersetzer ständig kostenlose Übersetzungen anfertigt und trotzdem auf Dauer keine interessanten Aufträge erhält, dann läuft natürlich irgendwo etwas schief. Doch wer daran Schuld ist, müsste man im Einzelfall ermitteln.
Lieber Benedikt, herzlichen Dank für Deine Gedanken zum Thema. Grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Aber sehe auch, dass da einiges missverstanden wurde. Uns ist klar, dass Agenturen in Deutschland für den freiberuflichen Übersetzer erst mal “böse” sind. Das liegt sicherlich auch daran, dass man in einschlägigen Foren viel darüber liest, wie “böse” sie sind – ich denke, es bedarf hier keiner Ausführung der Gründe. Ganz überspitzt würde ich sagen, dass sich manche dieser Kolleginnen und Kollegen mal an die eigene Nase fassen sollten (Thema: unternehmerisches Denken). Ja, ich denke, dass den Agenturen oftmals Unrecht angetan wird und viele Missstände durch eine offene, auf Respekt basierende Kommunikation vermieden werden könnten.
Aber es ist auch unser Anliegen, Kolleginnen und Kollegen mit entsprechenden Gedankenansätzen bei der Findung ihrer eigenen Strategie zu unterstützen. Wie diese Denkansätze umgesetzt werden, das bleibt jedem selbst überlassen. Es gibt immer mal wieder einen Grund, eine kostenlose Probeübersetzung anzubieten. Persönlich mache ich das nur bei Direktkunden und nur gegen Verrechnung bei Auftragsvergabe. Das liegt aber daran, dass ich für keine Agenturen arbeite. Sicherlich ist es immer eine Frage des Einzelfalls.
Jedenfalls noch mal ganz herzlichen Dank für die Ausführungen aus Sicht einer Agentur. Der Dialog ist wichtig. 🙂
Warum drehen wir das Ganze nicht um, und setzen KOSTENLOSE Qualitätsbeispiele gezielt zur Entdeckung neuer Direktkunden ein?
(Chris Durban, https://prosperoustranslator.com/).
Die Zeit, in der ich mich über die Anfrage einer kostenlosen Übersetzung ärgere, lege ich besser an und stelle mich einem Unternehmen meiner Wahl vor.
Damit bin ich Teil der Lösung und verschwende keine Zeit auf das Problem.
Diskussion eröffnet 🙂
Nun, diesen Lösungsansatz verfolgen wir ja auch mit unserem VOXeurope-Programm, unter der Leitung unseres Mitglieds Heike Kurtz. Aber es gibt wohl viele Lösungswege.