Literarische Übersetzerinnen und Übersetzer brauchen faire Honorare, klar. Doch wir brauchen für unsere Arbeit nicht nur finanzielle Sicherheit, Ruhe und Konzentration, sondern auch Möglichkeiten zum Recherchieren. Wir müssen uns austauschen mit Kolleginnen und Kollegen, müssen in die Länder reisen, über die wir übersetzen, unsere Sprachkompetenz pflegen.

In der heutigen Nachlese zur European Conference on Literary Translation (Rencontres européennes de la traduction littéraire) geht es um Förderprogramme und Netzwerke, die im Oktober 2024 auf der internationalen Literaturübersetzer-Konferenz in Straßburg präsentiert wurden.

Überblick über Förderprogramme & Netzwerke

Die nationalen Berufsverbände sind in der Regel gut informiert und kooperieren über CEATL als Dachverband miteinander. In Deutschland sind die ersten Anlaufstellen der an die Gewerkschaft Verdi angegliederte VdÜ sowie der Deutsche Übersetzungsfond (DÜF). Zusätzlich sind gerade Sachbuchübersetzer*innen natürlich auch in anderen Verbänden (wie dem DVÜD) vertreten.

In den Panels der Konferenz wurden zahlreiche internationale Netzwerke und Programme mit unterschiedlichen Schwerpunkten vorgestellt. Dieser Überblick ist vermutlich nicht vollständig, vermittelt aber Einblick in die reichhaltige Förderlandschaft für europäische Literatur.

Flaggen aus der EU vor dem Europa-Parlament Straßburg. Im Vordergrund die herzförmige Bronzestatue einer sitzenden Person mit Kind auf dem Schoß ("Europa im Herzen" von Ludmila Tcherina).
“Europa im Herzen”, Bronzestatue von Ludmila Tcherina. Foto: Imke Brodersen

ARCHIPELAGOS

Archipelagos ist ein EU-finanziertes, mehrsprachiges Projekt, das die kulturelle und sprachliche Diversität übersetzter Literatur in Europa fördern soll, derzeit aus Litauisch, Arabisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Polnisch, Katalanisch und Tschechisch. In teilnehmenden Literaturhäusern können Übersetzende als Literaturscouts „unseen stories“ aus zahlreichen Sprachen als Exposés ausarbeiten. Geplant sind für 2025 Webinare und Präsenzseminare für Bibliotheksangestellte, Verlagslektor*innen und den Buchhandel in Sofia, Paris, Spanien und Frankfurt.

ATL – Atlas of Translation and Literature

Der ATL ist eine interaktive Weltkarte für Events, die mit Literaturübersetzen zu tun haben. Hier findet ihr aktuelle Infos zu Übersetzungspreisen, Buchmessen, Konferenzen, Fortbildungen oder Aufenthaltsmöglichkeiten in Übersetzerhäusern – sofern die Veranstalter sie an die Seite weitergeben! Es kann also sein, dass wichtige nationale und internationale Veranstaltungen hier fehlen, aber es ist ein Anfang.

ATLAS – Association pour la promotion de la traduction littéraire

ATLAS widmet sich der Förderung der literarischen Übersetzung. Die Initiative leitet das CITL (Collège International des Traducteurs littéraires), ein Literaturhaus in Arles, und koordiniert verschiedene internationale Projekte mit zahlreichen Partnern, darunter LEILA zur Förderung arabischer Literatur in Europa, Translation in Motion zur Förderung von Übersetzungen zwischen der Europäischen Union und den westlichen Balkan-Ländern, RECIT (siehe unten) oder Archipelagos (siehe oben).

CELA – Connecting Emerging Literary Artists

Das EU-Projekt CELA fördert Talente für seltene Sprachkombinationen. So sollen auch Werke ungewöhnlicher Sprachrichtungen wie Portugiesisch <> Rumänisch oder Italienisch <> Niederländisch übersetzt werden können. Die EU legt Wert darauf, keine Sprache und keine Kultur aus rein wirtschaftlichen Erwägungen vom Diskurs der Ideen auszuschließen. Deshalb sind die Schwergewichte Deutsch und Französisch bei den Sprachkombis nicht dabei. Werft unbedingt einen Blick auf die “Reading Platform”, denn Europa hat wirklich viele Gedanken zu bieten!

CREATIVE EUROPE – EU-Programm zur Kulturförderung (2021-2027)

Creative Europe verteilt Geld von der EU für zahlreiche Programme. Das Programm Culture moves Europe gewährt beispielsweise Reisekostenzuschüsse für künstlerische Aufenthalte in anderen Ländern (auch zum Netzwerken oder für Recherche). Letzte Bewerbungsfrist (Englisch) für Teil 3 des Progamms am 30. November 2024; Fortsetzung unklar.

Aktuell läuft dort eine Ausschreibung für literarische Übersetzungen (Bewerbungsfrist: 11. Februar 2025), bevorzugt für bisher unterrepräsentierte europäische Sprachen einschließlich Ukrainisch. Bewerben können sich Verlage und verlegerisch tätige Kultureinrichtungen.

LITPROM

Das Programm LITPROM fördert Übersetzungen zeitgenössischer Belletristik aus Afrika, Asien, Lateinamerika, der arabischen Welt und der Türkei ins Deutsche. Bewerben können sich nur Verlage (aber die brauchen dafür natürlich passende Vorschläge). Es wird vom Goethe-Institut und der Buchmesse Frankfurt unterstützt.

RECIT – Réseau Européen des Centres Internationaux de Traducteurs littéraires

RECIT ist ein Schulterschluss von Übersetzerhäusern in ganz Europa. Hier finden die oben unter ATLAS erwähnten Arbeitsaufenthalte für „Translation in Motion“ statt, und auf der interaktiven Karte gibt es dort noch jede Menge zusätzlicher Häuser. Unter „Opportunities“ sind Ausschreibungen für Aufenthalte und Fördermittel zu finden. Zum PDF-Download gibt es dort zudem ein Handbook for Literary Translation Workshops.

TRADUKI

Das Programm TRADUKI hat seinen Sitz in Berlin. Es fördert den Austausch zwischen deutschsprachigen und südosteuropäischen Literaturschaffenden über Residenz/Recherche-Stipendien (nächste Bewerbungen: September 2025) und die Förderung von konkreten Projekten und Festivals. Verlage können Zuschüsse für die Übersetzung von Belletristik, Kinder- und Jugendbüchern sowie Sachbüchern aus dem 20./21. Jahrhundert beantragen.

Mehr erfahren

Das CEATL e-zine Counterpoint informiert über zahlreiche berufliche Themen, bringt am Ende jeweils eine Click List in die Übersetzerwelt und erscheint zweimal im Jahr auf Englisch und Französisch. Das Abo ist kostenlos, und man kann auf der Website auch gezielt einzelne Artikel abrufen. Geht stöbern!

Im ersten Nachlesebeitrag zur Konferenz vom 3. November 2024 ging es um das Spannungsfeld zwischen den Schriftsteller*innen und denen, die sie in andere Sprachen und Kulturräume übersetzen, außerdem um die Thematik von Selbstzensur und staatlicher Zensur. Weitere Beiträge sind in Vorbereitung, alle mit dem Stichwort CEATL-Konferenz.

Wer das Event verpasst hat, kann inzwischen Aufzeichnungen online ansehen: Alle Präsentationen und Panels sind inzwischen auf YouTube hinterlegt. Die Themen aus diesem Artikel wurden vor allem in Panel 1 und Panel 2 behandelt. Die Links findet ihr auf der Website des Veranstalters https://www.ceatl.eu/achievements/strasbourg-conference – erst die Sprache wählen (Deutsch, Englisch, Französisch), dann kommt ihr weiter. Es lohnt sich!

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