Der DVÜD trauert um sein Gründungs- und Ehrenmitglied
Uns erreichte die traurige Nachricht, dass eines unserer Gründungsmitglieder, Andreas Rodemann, im Oktober 2023 im Alter von nur 56 Jahren verstorben ist.
Das Übersetzerstudium für Chinesisch und Koreanisch vertiefte Andreas durch längere Aufenthalten in Tianjin, China, und in Seoul, Südkorea, ehe er 1994 sein Diplom ablegte. Verschiedene berufliche Stationen ergänzte er durch eine kaufmännische Ausbildung, ehe er sich 2009 hauptberuflich selbstständig machte.
Wiederkehrende Diskussionen – unter anderem um vernünftige, kaufmännische Kalkulation – in der Gruppe „Übersetzer-Lounge“ auf dem Portal XING (die Andreas später als Moderator und Ambassador leitete) mündeten im November 2011 in der Gründung des DVÜD. Mehrere Jahre war er Beiratsvorsitzender im DVÜD und brachte sich auch später auf vielfältige Weise im Verband ein, weshalb er 2021 beim 10-jährigen Verbandsjubiläum zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Frisch ausgebildeten Berufsanfänger:innen den erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit zu erleichtern, lag Andreas besonders am Herzen. Regelmäßig vermittelte er in Online-Seminaren und Vorträgen Grundlagen einer realistischer Honorarkalkulation und kaufmännisches Basiswissen. 2020 kontaktierte ihn die Leiterin der praxisbegleitenden Studiengänge MA Translation Management und MA Post-Editing und Qualitätsmanagement des SDI in München, weil sie einen Dozenten für das Modul „Recht und Haftungsfragen“ und eine dazugehörige Übung mit „Fallbeispielen“ suchte. Andreas sagte zu, erhielt einen Lehrauftrag für jeweils vier Wochenstunden und nahm auch die Prüfung ab. Der von ihm erarbeitete Online-Kurs wird vom SDI München unter neuer Leitung fortgeführt.
Seit 2015 war Andreas zudem offizieller Trainer für die Across Translator Edition und somit auch technisch ein gefragter Ansprechpartner. Das galt auch für Spracherkennungssoftware. Nie werde ich seinen lakonischen Kommentar vergessen, als ich ihm gestand, dass ich mit dieser Technik noch fremdelte: „Zum Glück hat mich der Hund gebissen.“ Nach einem Beißunfall war seine Hand einst längere Zeit nicht einsatzfähig, und so war er gezwungen, diese Technik zu meistern und war hinterher deutlich produktiver.
Im Rahmen der Bremer Runde pflegte er Kontakte unter den deutschsprachigen Übersetzungs- und Dolmetschverbänden, und bei dem von ihm angestoßenen Runden Tisch Agenturen ging es um Austausch auf Augenhöhe zwischen Übersetzleuten und Agenturen. Moment, Übersetzleute? Oh, ganz nebenbei ersann Andreas einen ganz eigenen, rein linguistischen Ansatz für gendergerechte Sprache – akribisch ausgearbeitet, logisch begründbar und gegen den Strich gebürstet, wie wir es von ihm kannten.
Sein Markenzeichen, der lange, zuletzt graue Bart, war eine Hommage an sein liebstes Hobby – Andreas nahm zum Abschalten gern in passender Kluft mit seiner Frau an Mittelaltermärkten teil, mal als Schausteller, mal als Gast. Der Bart gehörte untrennbar zu ihm, war sein Erkennungszeichen und eine weitere Facette seiner vielseitigen Persönlichkeit. Aus Liebe zu den schottischen Highlands lernte er zusätzlich zu seinen sonstigen Sprachen einfach aus Spaß nebenher noch Gälisch.
Für das DVÜD-Team war Andreas über all die Jahre hinweg eine wichtige Anlaufstelle in Satzungsfragen, in Sachen Fortbildung oder um eine neue Idee abzuklopfen. Vor allem aber war er ein treuer, engagierter Freund und Kollege, den wir schmerzlich vermissen werden.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freund:innen.
Und wenn ihr jetzt selbst an Begegnungen zurückdenkt, dann ehrt ihn mit dem gälischen Satz im Hinterkopf, den Andreas sich hat tätowieren lassen: ‘S e latha math a th’ ann an-diugh airson a bhith beò (Heut’ ist ein guter Tag zum Leben)
Unglaublich kompetent und kollegial. Ich kann es nicht fassen, dass es ihn nicht mehr gibt.
Allen, die ihm nahestanden mein aufrechtes Mitgefühl.
Rest in peace – ich hatte von seiner Krankheit nichts gewusst und bin gerade ziemlich geschockt. Wir werden noch lange von seinen Beiträgen auf den Websites des DVÜD zehren, denn was Andreas sagte und schrieb, hatte Substanz.
Ich kannte Andreas überhaupt nicht, aber dieser Nachruf ist so schön, dass ich ihn mir jetzt vorstellen kann. Wie traurig für seine Familie. Offenbar ein ganz besonderer Mensch. Möge er in Frieden ruhen.
Ich durfte Andreas persönlich kennenlernen und auch einige seiner Seminare besuchen. Er war wirklich ein sehr kompetenter und hilfsbereiter Kollege, den die Übersetzerwelt sehr vermissen wird! Mein herzliches Beileid den Angehörigen.