Ein Plädoyer für angemessene Vergütung, faire Bedingungen, nachhaltige Geschäftsbeziehungen und qualitativ hochwertige Leistungen im Bereich der Sprachdienstleistungen.

Kennen Sie diesen Satz: „Wer mit Peanuts bezahlt, wird von Affen bedient werden“? Der Satz kommt nicht von ungefähr, denn wer Leistung unter ihrem wahren Wert einkauft und die Vergütung möglichst niedrig halten will, läuft schließlich Gefahr, dass er nicht die erforderliche Qualität erhält, mit Unzuverlässigkeit rechnen muss und am Ende vielleicht sogar doppelt zahlt, weil das gewünschte Ergebnis bestimmten Anforderungen und Vorstellungen nicht entspricht. Fehler in der Übertragung können auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Abgesehen davon bleibt fraglich, ob dieser Ansatz eine dauerhafte Basis für eine langfristige und nachhaltige Geschäftsbeziehung sein kann.

Sprachdienstleister, Sprachkünstler, Sprachakrobaten und ihr Handwerk

Ganz gleich, wie man sie bezeichnet – sie haben eines gemeinsam: Sie beherrschen ihr Handwerk in der Regel mit Leib und Seele, mit Leidenschaft und Liebe, mit Herz und Verstand. Sie haben die Kenntnis zweier Sprachen auf einem hohen Niveau und bringen eine immense Bildung mit. Sie sind sprachgewandt und stets auf der Suche nach dem stimmigen Begriff.

In der Charta der Übersetzer:innen des Internationalen Dachverbandes FIT aus dem Jahr 1994, die sich ohne Zweifel auch auf den Dolmetscherberuf übertragen lässt, heißt es: „dass das Übersetzen sich in der Welt von heute als permanente, universelle und notwendige Tätigkeit etabliert hat, die durch die Ermöglichung des intellektuellen und materiellen Austauschs zwischen Nationen deren Leben bereichert und zu einem besseren Verständnis unter den Menschen beiträgt.“ (Nicht von der FIT authorisierte deutsche Übersetzung durch den DVÜD e. V.)

Was kostet die Welt?

Angemessene Vergütung und faire Bedingungen sind im § 32 des Urhebergesetzes verankert, in der Realität sind das allerdings sehr dehnbare Begriffe. Wo Stundenlöhne für Übersetzer:innen von etwa 5,30 Euro (Diskussion im SWR 2 vom 19.03.2019; Zugriff: 04.02.2020), rund 15,- Euro für Dolmetscher:innen und großer Zeitdruck salonfähig werden, gerät eine Branche, die eine überaus anspruchsvolle Arbeit leistet, in Verruf. Es leiden das Arbeitsresultat, aber auch die Kollegialität unter Sprachdienstleistern, nicht selten die Geschäftsbeziehungen und – über kurz oder lang – auch der Sprachdienstleister: finanziell und unter Umständen gesundheitlich. Es sei an dieser Stelle zur Orientierung das Justizvergütungs- und –entschädigungsgesetz (JVEG) als Mindestvorgabe für kostendeckende Honorare im Bereich Recht/Justiz erwähnt. Dort werden Dolmetscher bei Gericht als Sachverständige aufgeführt, die – derzeit und gegenüber den Behörden – 70 bis 75 Euro pro Stunde in Rechnung stellen dürfen. Eine Neufassung ist aktuell in Arbeit. Auf dem freien Markt sind die Honorare frei verhandelbar.

Faire Bedingungen, angemessene Vergütung – wozu?

Sprachdienstleister:innen möchten, wie jeder andere berufstätige Mensch für gewöhnlich auch, ein würdiges Leben aus eigenen Mitteln bestreiten. Dazu gehören Ausgaben für das

  • Wohnen,
  • Leben und
  • Sparen (für Anschaffungen, Rücklagen zur Altersvorsorge etc.)

Als qualifizierte selbständige Unternehmer:innen, die zusätzlich alle anstehenden betrieblichen Kosten (eigenes Gehalt, Steuern, Sozialversicherung, Betriebskosten etc.) selbst erwirtschaften müssen, schaffen sie zusätzlich entsprechende Voraussetzungen für ihr berufliches Handeln. Das sind Betriebsausgaben rund um die technische Ausstattung (Arbeitsplatz), die kontinuierliche Fortbildung und Austausch (fachlich, sprachlich, technisch) sowie Raum und Zeit zur Regeneration.

Wenn alles passt, profitieren Auftraggeber:innen in Form von professioneller Bearbeitung fachspezifischer Themen auf hohem Niveau, Zuverlässigkeit und – wenn es sich ergibt – auch einer langfristigen, tragfähigen Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe.

Auf der Suche nach passenden Kooperationspartnern

Abgesehen davon, dass es bereits sehr gute und funktionierende Best-Practise-Beispiele gibt, wo eine solche Partnerschaft bereits gelebt wird, ist es sinnvoll, Sprachdienstleister:innen und auch Kund:innen die eine oder andere geschäftliche Stolperfalle aus dem Weg zu räumen. Dafür gibt es national und international verschiedene Verbände, die sich wie der DVÜD e. V. für die Interessen bestimmter Berufsgruppen einsetzen und potentiellen Kunden ein breites Spektrum an qualifizierten Fachleuten bieten.

Auftraggeber:innen können sich bei Sprachdienstleister:innen, die gleichzeitig Verbandsmitglied sind, u.a. auf folgende Dinge freuen:

  • fachliche Kompetenz und Qualifizierung,
  • Professionalität sowie
  • die Verpflichtung zur Einhaltung des Ehrenkodexes bzw. bestimmten eines Leitbildes.

Wenn zwei sich einigen…

Gerhard Herzet, Kollege und Mitglied im DVÜD e.V., hat einmal gesagt: „Dolmetschen und Übersetzen sind zwei Schlüssel zur Verständigung der Völker!“ (Quelle: https://www.gutzitiert.de/zitate_sprueche-dolmetschen.html, Zugriff: 02.03.2020)

Wir leben in einer Zeit der immer weiter fortschreitenden Globalisierung, einer ungeheuren Vielfalt an Themen, die auf weiter Strecke jede:n Einzelne:n von uns betreffen. Hinzu kommt die Besinnung der Menschen auf nationale und regionale Gegebenheiten. Gegenseitige Verständigung mit dem Ziel einer verantwortungsbewussten und langfristig tragfähigen nationalen und internationalen Zusammenarbeit spielt in zahlreichen Tätigkeitsbereichen stärker denn je eine tragende Rolle. Im Hinblick darauf erscheint der vermittelnde und verbindende Charakter qualitativ hochwertiger Sprachdienstleistungen nur folgerichtig und zukunftsweisend.

Damit dieser Prozess optimal und nachhaltig gelingt, ist es eine logische Konsequenz, dass auch in diesem Kontext faire Bedingungen und eine Win-Win-Situation für Sprachdienstleister:innen und Kund:innen das oberste Ziel sind, so dass erbrachte Leistung auch die angemessene Würdigung erfährt. Vom gelebten Grundsatz fairer Bedingungen und angemessener Vergütung profitieren schließlich alle am Geschehen Beteiligten.

In diesem Sinne stellt sich folglich die Frage: Wo stehen Sie? Geht es bei Ihnen (noch immer) um Peanuts? Oder haben Sie bereits die goldene Mitte für sich gefunden?

Izabela Brückner engagiert sich als bilinguale Quereinsteigerin für die deutsch-tschechische Verständigung. Seit 2019 arbeitet die Sozialpädagogin als freiberufliche Dolmetscherin, Übersetzerin und Konversationstrainerin. Sie unterstützt den DVÜD e. V. durch ihre Mitarbeit im Beirat.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen