Ein Gastbeitrag von Heike Kurtz

Hand aufs Herz: Wer von Euch hat eine durchdachte und solide Backup-Strategie? Und wer macht überhaupt kein Backup? Ich tippe auf ein Verhältnis von 1:3 bis 1:5. Das ist haarsträubend, entspricht aber ungefähr dem was ich so höre, wenn ich mich mit anderen Übersetzenden unterhalte.

Dabei wäre es sehr wichtig, die Daten auf dem Arbeitsrechner regelmäßig zu sichern. Festplatten können den Geist aufgeben, Laptops verloren gehen oder gestohlen werden, vielleicht kippt aber auch die Katze den Kaffee in die Tastatur, oder man wird Opfer eines Ransomware-Angriffs.

Wohl denjenigen, die dann hinter sich ins Regal greifen und sagen können: „Halb so schlimm, ich habe ja die Datensicherung von vorgestern noch hier“.

Dabei sollte man sich vorher ein paar Dinge überlegen:

1. Was soll gesichert werden

In der Regel sind das die Daten, mit denen wir täglich arbeiten: Auftragsdateien, CAT-Tool-Projekte, Translation Memories und Terminologiedatenbanken, Recherchedateien, Rechnungsdateien usw. Es wäre also wichtig zu wissen, wo diese Daten gespeichert sind.

Besonders intelligent: sich schon vorher eine Dateistruktur überlegen, in der man seine Daten sichert. Dann ist nämlich sofort klar, welche Ordner und Verzeichnisse ins Backup gehören.

2. Wie oft soll gesichert werden

Ich sichere meine Daten täglich. Das läuft ganz automatisch über ein Programm, das im Hintergrund läuft. Das habe ich so eingestellt, dass es einmal in der Woche ein Vollbackup anfertigt (also alle Daten sichert). An den anderen Tagen läuft ein inkrementelles Backup (es werden nur die Daten gesichert, die seit dem letzten (inkrementellen) Backup neu dazugekommen sind oder sich verändert haben). Eine weitere Möglichkeit ist das differentielle Backup (alle Daten, die sich seit dem letzten Vollbackup geändert haben, werden gesichert).

Wer tiefer in die verschiedenen Backup-Strategien einsteigen will, dem empfehle ich den Wikipedia-Artikel zur Datensicherung.

Für die eigene Backup-Strategie sollte man darüber nachdenken, wie viele Tage Arbeit man verlieren könnte, ohne dass die Folgen allzu schlimm werden. Das Backup sollte weniger Arbeit machen als die Wiederherstellung potenziell verlorener Daten.

Unabhängig davon, wie oft man die Daten sichert, sollten immer mehrere Backup-„Generationen“ vorhanden sein, denn es ist immer möglich, dass eine Backup-Reihe nicht mehr verwendet werden kann, weil sie z. B. durch ein Virus korrumpiert oder das Medium beschädigt ist.

3. Wohin soll gesichert werden

Da ein Backup uns vor Datenverlust schützen soll, wenn die Festplatte des Rechners nicht mehr funktioniert oder Daten dort beschädigt sind, ist es nicht sinnvoll, die Sicherung auf eben dieser Festplatte anzulegen. Es muss also ein anderes Speichermedium her.

Am einfachsten sind externe Festplatten, die sich per USB mit dem Rechner verbinden lassen. Eine simple Backup-Lösung wäre, in regelmäßigen Abständen eine solche Festplatte mit dem Rechner zu verbinden und im Explorer mit der Maus alle Daten hinüberzukopieren, die man sichern will.

 Anschließend kann man die Festplatte dann wieder trennen und in eine Schublade legen. Nutzt man zwei oder drei Festplatten im Wechsel, ist man sogar gegen Schäden oder Virenbefall an einer der Festplatten relativ gut gesichert: Es liegt ja immer eine ältere Version im Schrank, die mutmaßlich nicht befallen ist. (Ich setze voraus, dass Ihr aktuelle Antivirensoftware nutzt und generell bei der Arbeit gegenüber seltsamen Phänomenen und Phishing- oder Spam-Mails aufmerksam seid, sodass ihr etwas bemerkt, bevor das Virus in allen Backups schlummert). Ich habe zu diesem Zweck Festplatten, auf die ich nur alle paar Monate in Backup mache – sozusagen das Netz unter dem doppelten Boden.

Natürlich kann man seine Daten auch mit Cloud-Lösungen sichern (Google OneDrive, Apple iCloud, Dropbox usw.). Da ein Backup aber sehr schnell sehr groß ist, kann die Übertragung sehr lange dauern, den Cloudspeicher schnell füllen – und die Daten sind dann nicht mehr unter Eurer unmittelbaren Kontrolle, weil das Speichermedium physisch an einem anderen Ort steht. Das kann u. a. Probleme mit der DSGVO bringen, wenn der Server nicht in Europa steht.

Eine professionelle Lösung sind so genannte NAS Server (NAS = Network Attached Storage). Dabei werden die Daten auf dem Server gespeichert und der Arbeitsrechner, der über ein Netzwerk (WLAN oder LAN) mit dem NAS verbunden ist, holt sich die Daten dort her. Stimmt also etwas mit dem Arbeitsrechner nicht, sind die Daten sicher. Solche NAS kann man mit mehreren gespiegelten Festplatten konfigurieren, d. h. die Daten werden permanent synchronisiert und sind auf jeder Festplatte identisch vorhanden. Diese kann man dann noch ab und zu auf externe Festplatten sichern (um z. B. bei einem Virenbefall eine saubere Version zu haben).

4. Wie sichert man am besten

  • Manuell, durch Kopien der zu sichernden Daten von der Rechnerfestplatte auf ein Speichermedium
  • Automatisch mittels Backup-Software

Der Heise-Verlag hat 2021 Backup-Software getestet und einen sehr guten Bericht dazu geschrieben.

Mein Tipp: Nichts tun geht gar nicht. Sucht Euch also am besten eine Lösung aus, die ihr ohne fremde Hilfe regelmäßig anwenden könnt, und macht das dann auch. Sich eine superkomplizierte Non-plus-ultra-Variante einrichten zu lassen, die dann verstaubt, weil man nicht damit klarkommt, ist ebenso gefährlich, wie gar keine Lösung, weil man sich nicht herantraut.

Nichts tun geht gar nicht.

Heike Kurtz

Also zumindest gleich morgen 2-3 externe Festplatten kaufen, am Freitagabend anstöpseln und während der Tagesschau kopieren lassen, Datum draufschreiben und in die Schublade legen. Am darauffolgenden Freitag dasselbe Spiel mit der nächsten Festplatte, und ab da immer reihum die Festplatten tauschen.

Wäre doch schade, wenn durch einen blöden Zufall eure seit 10 Jahren sorgfältig gesammelte Terminologie oder Linksammlung den Bach runtergeht, oder nicht?

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