Wer selbstständig werden möchte, stößt früher oder später auf die Notwendigkeit, einen Businessplan zu erstellen. Zumindest hört und liest man, dass ein neues Geschäft das immer braucht.

Businessplan: Was ist das?

In einem Businessplan beschreibst du deine Geschäftsidee und begründest sie mit Hilfe von Zahlen. Was verkaufst du? Was kostet das? Welche Form des Unternehmens wählst du dafür? Wirst du Mitarbeiter haben? Wenn ja, wie viele? Musst du dafür einen Kredit aufnehmen? Alle diese Fragen und einige anderen beantwortest du in deinem Businessplan.

Wozu braucht man einen Business-Plan?

Einen Businessplan brauchst du, um dir selbst eine Vorstellung zu vermitteln, wie dein Geschäft funktionieren soll und ob die Geschäftsidee tragfähig ist. So vermeidet man typische Anfängerfehler wie zu niedrig angesetzte Preise. Ein Beispiel dazu: Du willst als Übersetzerin deinen ausländischen Bekannten helfen und für sie kleinere Übersetzungen für Behörden erstellen. Wie viel sollte das kosten? Wenn du davor in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet hast, findest du vielleicht, dass ein Honorar von 25 Euro pro Stunde sich ganz gut anhört. Dann nehmen wir mal diese Zahl. Du nimmst deinen ersten Auftrag an und verbringst damit 15 Minuten, da der Text wirklich einfach zu übersetzen ist. Somit kommst du auf 6,25 Euro.

Der Kunde wird doch glücklich sein, oder? Das wahrscheinlich schon, jedoch hast du am Anfang auch einige Ausgaben: den PC hast du, aber den Drucker musst du noch dazu kaufen. Die Umsatzsteuer von 19 % hast du nicht berücksichtigt (oder du fängst mit der Kleinunternehmerregelung ohne die Umsatzsteuer an). Die Einkommenssteuer wird deinen Gewinn halbieren. Moment mal, Gewinn? Nach diesem Auftrag bleibst du sogar im Minus, weil du außen den 15 Minuten für den Auftrag selbst noch 30 Minuten mit deiner ersten Rechnung verbringst (und wer bezahlt dir diese Zeit?), noch 20 Minuten recherchieren musstest, ob du eine Umsatzsteuer von 19 % brauchst oder doch die Kleinunternehmerregelung anwenden solltest, und du hast noch deinen neuen Drucker, den du mit 6,25 Euro doch nicht bezahlen kannst. An diesem kleinen Beispiel sehen wir, dass der Businessplan als Leitfaden dir erst mal hilft, bei wichtigen Details aufzupassen – wie Produkt oder Dienstleistung, dem Preis (in den du alles mitkalkulieren solltest, was nicht unbedingt so offensichtlich ist) und dem Gewinn, den du dir am Ende vorstellst. Denn auch hohe Umsätze sind nicht unbedingt gleichzusetzen mit „Gewinn“.

Bild: Top Down Tech vom stocksnap.io

Wann braucht man einen Business-Plan?

Einen Businessplan brauchst du außerdem, wenn du einen Gründungszuschuss beantragen möchtest oder sogar einen Kredit für dein Geschäft aufnimmst.

Ausländische Selbstständige und Unternehmer brauchen den Businessplan außerdem, um ihren Aufenthaltstitel in Deutschland zu bekommen. Ein solider Businessplan gehört zu den Unterlagen, die man dabei einreicht.

Bei unterschiedlichen regionalen Industrie- und Handelskammern (IHKs) kannst du Vorlagen für deinen Businessplan finden:

IHK Stuttgart

IHK Rhein-Neckar

IHK Köln

IHK Berlin und viele andere. Hier hilft einfaches Googeln.

Woraus besteht ein Businessplan?

Ein Businessplan besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil beschreibst du gemäß der Vorlage, die du auf den IHK-Webseiten findest, dein Geschäft. Wer bist du, wer sind deine Kunden und Konkurrenten, wie gestaltest du Preise oder Honorare und deinen Vertrieb. Dieser Textteil sollte für eine:n Übersetzer:in oder Dolmetscher:in relativ einfach sein, wenn man einige Erfahrungen schon gesammelt hat. Für die Anfänger, die gerade ins Geschäft einsteigen kann es schwieriger sein, da vieles noch unklar ist.

Am meisten Kopfweh bereitet der zweite Teil des Businessplans: die Zahlen. Hier rechnet man die Rentabilität des Geschäfts aus, also ob sich das Ganze am Ende überhaupt lohnt.

In der Regel findest du auf der Seite der IHK einen Link zum Online-Tool „Gründungswerkstatt“. Wenn man sich einloggt, geht man durch alle Punkte eines Businessplans durch.

Wie mache ich das? Wer kann mir dabei helfen?

Aber wie macht man das, wenn man keine Ahnung von der BWL oder Buchhaltung hat, man ist ja am Ende ein:e Übersetzer:in? Hier kann man externe Hilfe gut gebrauchen. Die Hilfsangebote sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, man kann zum Beispiel bei den Gründungszentren nachfragen oder dort einen passenden Berater finden.

Für Gründungswillige, die in Baden-Württemberg wohnhaft sind, gibt es Förderprogramme (Link führt auf PDF) (), wie zum Beispiel Beratungsgutscheine (Existenzgründungsberatung): „Gründerinnen und Gründer können aktuell bei 7 Institutionen bzw. Konsortien eine stark kostenreduzierte mehrtägige Gründungsberatung durch einen Experten bzw. eine Expertin in Anspruch nehmen. Aufgrund der regionalen, branchen- oder zielgruppenspezifischen Ausrichtung der Beratungsangebote sowie der individuellen Anpassung der Beratungsleistungen an den Einzelfall, können die Konditionen etwas variieren.“ Hier könnt ihr diese Angebote sich anschauen: www.gruendungbw.de. Im Rahmen der kostenlosen Beratung wird man in den Gründungszentren bei der Erstellung eines Businessplans tatkräftig unterstützt. Überregional tätig ist beispielsweise die Existenzgründerhilfe, die auch gezielte Angebote für Freiberufler oder nebenberufliches Gründen bereithält.

Außerdem kannst du Fragen an deine entsprechende regionale IHK stellen. Da bekommst du die Informationen über die aktuellen Beratungsmöglichkeiten, Fördermöglichkeiten und vieles mehr.

Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin Olga Kuzminykh (RU/EN/DE) brauchte 2015 einen Businessplan, um als selbständige Übersetzerin und Dolmetscherin in Deutschland zu arbeiten.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen